Jugendgerechte soziale Netzwerke
Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) hat Leitlinien für jugendgerechte soziale Netzwerke entwickelt und dem Bundesjustizministerium Forderungen für jugendgerechte Plattformen übergeben.
In der Veröffentlichung vom 23.08.2021 heißt es:
"Im Projekt „Social Digital Responsibility: Jungen Verbraucher*innen eine Stimme für aktive Teilhabe an Netzwerken und Plattformen geben“ haben junge Menschen Forderungen und Leitlinien für jugendgerechte Soziale Netzwerke und Plattformen erarbeitet. Diese wurden nun an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz übergeben.
Unsere stellvertretende Vorsitzende Daniela Broda unterstrich die Wichtigkeit des Projekts: „Kinder und Jugendliche haben viele Bedarfe, die sich von denen älterer Menschen unterscheiden. Sie sind viel im Netz unterwegs, dort aber mit einer gewissen Machtlosigkeit konfrontiert. Dabei haben junge Verbraucher*innen klare Erwartungen an soziale Netzwerke.“ Diese Erwartungen wurden in einer Reihe von Workshops zu gemeinsamer digitaler Verantwortung (Social Digital Responsibillity) herausgearbeitet. Das Ergebnis sind konkrete Forderungen und Leitlinien für jugendgerechte Netzwerke.
Zwei junge Verbraucher*innen stellten gemeinsam mit Projektreferentin Sharon Maple die Ergebnisse vor. Rafael Haigermoser forderte stellvertretend für alle am Prozess beteiligten Jugendlichen mehr Datensouveränität und höhere Transparenz. Nutzer*innen wollen selbst entscheiden, welche Daten sie wann und wem preisgeben. Sie wollen jederzeit abfragen können, welche Daten abgegeben wurden und was damit passiert. Zudem wollen sie nachvollziehen, warum bestimmte Beiträge und Inhalte angezeigt werden und Einfluss auf die Auswahl nehmen. Unter kontroversen Beiträgen sollen Hinweise auf seriöse Quellen sichtbar sein.
Teil der Forderungen sind darüber hinaus die Themen Diversität und Inklusion, Menschenwürdiges Miteinander sowie Schutz und Hilfe. Katja Pfeiffer erläuterte, was junge User*innen dazu erarbeitet haben. Barrierefreiheit soll online der Standard sein, Beiträge von Menschen mit Behinderung dürfen nicht gebanned werden. Hetzer*innen sollen einfach und schnell blockiert werden und digitale Hassrede zur Anzeige gebracht werden können. Community Guidelines können Foren und andere Online-Räume sicherer machen, indem sie Regeln für den allgemeinen Umgang festlegen.
Sharon Maple betonte auch die gemeinsame Verpflichtung. Junge User*innen sehen ihre Verantwortung und erwarten sowohl von Politik als auch Plattformen, dass sie verantwortlich handeln. Junge User*innen können der Marktmacht der großen Plattformen wenig entgegensetzen. Um deren gesellschaftliche Kontrolle zu gewährleisten und damit Alternativen entstehen und wachsen können, braucht es Unterstützung aus öffentlichen Mitteln – entsprechend dem Prinzip öffentliches Geld, öffentliches Gut.
Staatssekretär Prof. Dr. Christian Kastrop nahm die Forderungen und Leitlinien für das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz entgegen. Er betonte: „Wir müssen jetzt die Bedingungen schaffen für Freiräume im digitalen Zeitalter. Die Zivilgesellschaft und insbesondere die Jugend spielen dabei eine wichtige Rolle, der DBJR ist da ein idealer Player.“ Er sagte zu, die Zusammenarbeit über das Projekt hinaus fortsetzen zu wollen, um eine kontinuierliche Beratung und einen verstetigten Dialogprozess sicherzustellen.
Das stieß bei den jungen Menschen auf offene Ohren. Sie zeigten sich „zuversichtlich, weil die Ergebnisse von der Politik so gut aufgenommen werden.“ Der Wunsch sei, das Format des Projekts als Inspiration zu nehmen – auch für die Themen, die nicht zwingend mit Jugend in Verbindung gebracht würden. Daniela Broda ergänzte: „Das Thema ist komplex, aber es geht uns alle an. Digitalpolitische Themen müssen in der nächsten Legislatur mehr Relevanz bekommen .“ Auch nach Projektende müsse man mit den Forderungen in einen Austausch kommen und die Leitlinien mit politischen Entscheidungsträger*innen, aber auch mit Konzernen und Netzwerken diskutieren. Dabei sollten junge Menschen nicht nur gehört, sondern auch aktiv einbezogen werden.
Staatssekretär Christian Kastrop unterstrich die Wichtigkeit von gesellschaftspolitischem Engagement. Hier brauche die Zivilgesellschaft noch mehr Stimme und Teilhabe, was gesetzlich und finanziell gesichert werden könne. Mit Blick auf die Bundestagswahlen versprach er, die Ergebnisse aus dem Projekt in mögliche Koalitionsverhandlungen einzubringen."
Quelle: https://www.dbjr.de/artikel/forderungen-fuer-jugendgerechte-plattformen-an-justizministerium-uebergeben