„Wir hatten nie wirklich geschlossen!“
Zur Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit des CVJM in Zeiten von Corona
Seit Mitte März hat die Corona-Pandemie das Leben und damit auch die Kinder- und Jugendarbeit im CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen), in Kirchen und anderen Jugendverbänden in unserem Land deutlich verändert.
Eine Kinder- und Jugendarbeit, die von Beziehungen lebt, deren Mehrwert im gemeinsamen Erlebnis liegt und die sich im Engagement junger Menschen für junge Menschen ausdrückt, war mit den bisherigen Methoden und Formaten von einem auf den anderen Tag nicht mehr möglich.
Wenn jetzt in einigen Bundesländern von der lang ersehnten "Wiedereröffnung" der Kinder- und Jugendarbeit gesprochen wird, entsteht der Eindruck, dass Kinder- und Jugendarbeit im CVJM und anderen Verbänden in den letzten Monaten nicht stattgefunden hat. „Wir hatten nie wirklich geschlossen“, betont aber Hansjörg Kopp, Generalsekretär des CVJM Deutschland, und verweist auf die vielen kreativen und innovativen Ideen, die z.B. in den CVJM-Ortsvereinen, in Kreis- und Landesverbänden entstanden sind.
Junge Menschen unterstützen besonders gefährdete Personengruppen mit einem Einkaufsservice oder selbst genähten Masken, organisierten Gabenzäune und anderes. Unter Beteiligung junger Menschen werden verschiedene Formate wie digitale Treffs und Gruppenstunden entwickelt und durchgeführt. Seminare und Schulungen der außerschulischen Bildung finden „online“ statt.
„Die Digitalkompetenz, die junge Menschen in den letzten Wochen im Rahmen der verbandlichen, außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit in den letzten Wochen erlangt haben“, so Kopp weiter, „ist bereichernd und ‚systemrelevant‘ für viele andere Lebensbereiche, wie beispielsweise die Schule.“ Die Frage der digitalen Teilhabe besonders für benachteiligte Kinder und Jugendliche bleibe bestehen: Wer keinen eigenen PC, ein leistungsstarkes Smartphone, Internetzugang oder einen Rückzugsort wie ein eigenes Zimmer hat, könne digitale Angebote nicht oder nur eingeschränkt nutzen.
Deshalb bedarf es neben den in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Initiativen für Schulen und Kindertageseinrichtungen einer zusätzlichen, adäquaten Unterstützung der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit, insbesondere für die Stärkung digitaler Kompetenzen junger Menschen und bei der Ausstattung, um allen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an dieser Entwicklung und Kompetenzbildung zu ermöglichen.
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig die Kinder- und Jugendarbeit für die Jugendlichen selbst, aber auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist.
Der Begriff "Wiedereröffnung" erweckt darüber hinaus den Eindruck, dass die Kinder- und Jugendarbeit nun wieder zu ihrem Tagesgeschäft aus den Vor-Coronazeiten übergehen könnte. Durch den "Flickenteppich" verschiedener Länderregelungen sind viele Akteure verunsichert.
Hier bedarf es einer (politischen) Unterstützung, die auf die Herausforderung der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit in Zeiten der Corona-Pandemie zugeschnitten ist. Auch nach den Lockerungen bedarf es einer Stärkung, denn die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen ist auch nach Corona eine große Aufgabe, die man nur gemeinsam und auf Augenhöhe mit den Jugendlichen leisten kann.
Der CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen, engl.: YMCA) ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation mit derzeit 120 Nationalverbänden. Der weltweite CVJM erreicht insgesamt 65 Millionen Menschen mit seinen Angeboten. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.
Der CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V. wird in redaktionellen Texten CVJM Deutschland genannt.