28. Juni 2003
Ausbildung ist eine Frage der Generationengerechtigkeit
In wenigen Wochen beginnt ein neues Ausbildungsjahr. Voraussichtlich 60.000 bis 70.000 Jugendliche werden dann noch ohne Ausbildungsplatz sein.
Diese jungen Menschen erhalten von der Gesellschaft das fatale Signal: Wir brauchen euch nicht.
Es ist gleichzeitig dieselbe junge Generation, von der später erwartet wird, dass sie die Staatsverschuldung, die die jetzigen Erwachsenengenerationen zu verantworten haben, begleicht und die sozialen Lasten einer immer älter werdenden Gesellschaft trägt.
Ausbildung ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit.
Nur noch 30 Prozent der Betriebe bilden aus, darunter vor allem kleine Firmen. Viele Firmen, die selbst ausbilden könnten, verweigern Ausbildung und stellen bevorzugt Fachkräfte ein, die andere Firmen oder der Staat ausgebildet haben.
Neuen innovativen Firmen, die von ihrem Profil her in der Lage wären zukunftsfähige Berufe auszubilden, fehlen dafür häufig die wirtschaftlichen Grundlagen oder andere Voraussetzungen.
Wir fordern die Tarifpartner auf, dass sie der Ausbildung von jungen Menschen Vorrang vor Lohnsteigerungen und Arbeitszeitverkürzungen der Arbeitsplatzbesitzenden einräumen.
Wir fordern Bund und Länder auf, kleine neue Unternehmen bei der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen unbürokratisch und wirksam zu unterstützen.
Ebenso soll die Schaffung von Ausbildungsverbünden weiter unterstützt werden, um so auch Betrieben, die nur Teile von Ausbildungsberufen ausbilden können, die Beteiligung an Ausbildung zu ermöglichen. Betriebliche und überbetriebliche Ausbildung müssen Vorrang vor außerbetrieblicher Ausbildung haben.
Wir fordern den Bund auf, gesetzliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass den Arbeitsämtern mittelfristig ein größerer Teil ihrer Ressourcen für die Gewinnung und Beratung von ausbildungswilligen Betrieben und die Beratung von ausbildungswilligen Jugendlichen zur Verfügung steht.
Eine Ausbildungsplatzabgabe wird unserer Auffassung nach nicht zu den gewünschten positiven Effekten führen. Vielmehr ist zu befürchten, dass sich damit weitere Firmen von der Ausbildung freikaufen, während dies für Firmen, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht ausbilden können, zu einer Verschärfung ihrer schwierigen Situation führen würde.
Geprüft werden sollten jedoch Möglichkeiten, Arbeitgeber nachträglich an den Ausbildungskosten ihrer Fachkräfte zu beteiligen, soweit diese von anderen Firmen oder durch staatliche Institutionen ausgebildet wurden.
Beschlossen am 28. Juni 2003 vom Vorstand des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland e.V.