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Hoffnung schenken – Zuflucht geben
Offener Brief an die CVJM in Deutschland
Liebe Geschwister im CVJM,
die Fassungslosigkeit über das Vorgehen der russischen Regierung nimmt kein Ende. Wut und Verzweiflung wachsen weiter, gleichzeitig aber auch die Bewunderung für die ukrainische Bevölkerung. Wir leiden mit, in besonderer Weise mit den YMCA in der Region, mit unseren Geschwistern. Viele Jahre lang haben wir uns gegenseitig besucht, miteinander gelacht, gespielt, gebetet, Leben geteilt, es sind persönliche Beziehungen gewachsen. Auch deshalb verspüren wir einen besonderen Schmerz. Wir klagen unsere Wut und unser Unverständnis, denn Krieg darf um Gottes Willen nicht sein.
Zugleich sind wir tief beeindruckt über die Menschen in den umliegenden Ländern, die mutig und unbürokratisch helfen. Es ist zutiefst beeindruckend wie CVJM, wie YMCA zusammenrückt, hilft, spendet und betet. Darüber sind wir von Herzen dankbar und wollen darin nicht nachlassen.
Weiterhin wollen wir für Frieden einstehen, Gott bitten, Menschen eine Hoffnungsperspektive schenken. Je länger die Eskalation andauert, desto mehr verfestigt sich die Erkenntnis, dass wir einen langen Atem brauchen. Der Weg zum Frieden scheint noch weit zu sein.
Viele fragen sich, was wir jetzt als CVJM-Bewegung in Deutschland tun können.
Über www.cvjm.de geben wir so aktuell wie möglich neue Informationen aus dem CVJM weiter. Viele gute Informationen finden sich auf unseren Social-Media-Kanälen.
- Als erstes haben wir als CVJM Deutschland mit einem Spendenaufruf und Friedensgebete gestartet. Vielen Dank allen, die bereits gespendet haben. Wir unterstützen damit die Arbeit des YMCA Ukraine und die Hilfsmaßnahmen der YMCAs direkt an der Grenze.
Viele CVJM beten oder vernetzen sich mit anderen Christinnen und Christen zum Gebet. Mit den wöchentlichen Friedensgebeten tragen wir ein Hoffnungszeichen zu den Menschen, deren Welt gerade zusammenbricht. Wir halten uns bereit und sorgen dafür, dass die Lichter brennen (Lk 12,35). Die Friedensgebete finden jeden Donnerstag um 18 Uhr auf der Videokonferenz-plattform Zoom statt. - Hilfstransporte: Derzeit gibt es eine große Bereitschaft zu helfen, dazu zählen auch Hilfstransporte. Viele Initiativen und große Organisationen fahren mit Hilfsmitteln an die Grenze. Auch einzelne CVJM haben Materialtransporte auf den Weg gebracht. Damit Hilfe ankommt, muss sie gut koordiniert werden. Wir ermutigen euch deshalb, Transporte nur auf konkrete Anfragen hin zu organisieren. Klärt Bedarfe vor Ort ab und wie Hilfsgüter ankommen können. In unserer engen Abstimmung mit dem YMCA Europe, die sehr intensiv im Austausch sind mit den Verantwortlichen aus den CVJM in der Ukraine, Belarus, Polen, Rumänien usw. haben wir uns darauf verständigt, weiterhin um Geldspenden zu bitten und diese Finanzmittel dem YMCA zukommen zu lassen, der dann in guter Weise unterstützen kann.
- Zentrale Stelle für spezielle Hilfsgüter: Auf Bitten des YMCA Ukraine wird derzeit geprüft, ob im CVJM in Deutschland eine zentrale Sammelstelle für Hilfsgüter eingerichtet wird. So kann man auf spezielle und konkrete Bedarfe der YMCAs reagieren.
- Vorbereiten für Geflüchtete in Deutschland (Unterkunft und Begleitung): Als CVJM ist unsere Stärke und Kompetenz, Menschen im Leben und damit auch in allen Krisen zu begleiten. So sollten wir uns auf Geflüchtete aus der Ukraine vorbereiten und unsere Türen öffnen. Sei es bei den Gästehäusern, in den Vereinshäusern, selbst in Privatunterkünften. Dies sollte vor allem in der Verbindung mit den lokalen Kommunen und Städten vorbereitet werden. Wir wollen uns auch einen Überblick darüber verschaffen, wie viele Gästehäuser welche Anzahl an Betten zur Verfügung stellen könnten.
Überwältigt sind wir von dieser großartigen Hilfsbereitschaft.
Neben der Unterkunft brauchen Menschen aus der Ukraine Begleitung, Unterstützung in alltäglichen Fragen, offene Türen in unseren CVJM-Gemeinschaften, Orte der Ruhe und des Trostes, bis hin zu Zugang zur fachlichen Hilfe bei der Verarbeitung von Trauma und Kriegsangst. Dafür wird es einen langen Atem brauchen. Auf der Webseite des CVJM Deutschland stellen wir dafür Tipps und Anregungen zusammen, die für Ortsvereine jetzt hilfreich sein können. - CVJM-Koordinierungskreis gebildet: Neben der schnellen Hilfe braucht es eine Koordinierung der Maßnahmen. Der YMCA Europe hat früh die europäische Koordinierung übernommen und wir wollen die Maßnahmen von deutscher Seite ebenso koordiniert vornehmen. Dafür haben wir einen Koordinierungskreis gegründet, der aus Ansprechpersonen von möglichst allen Landes- und Mitgliedsverbänden des CVJM Deutschland besteht. Weitere Infos auf deren Websites oder hier auf www.cvjm.de.
Ansprechpersonen im CVJM Deutschland für die Hilfsaktionen sind Gerhard Wiebe (wiebe@cvjm.de) und Claudia Kuhn (kuhn@cvjm.de).
In allem wollen wir Hoffnungsorte sein und unsere Türen öffnen, willkommen heißen, versorgen, Geborgenheit und Liebe schenken. Wir können Hoffnung schenken, indem wir Zuflucht geben. Als 2015 viele Schutzsuchende zu uns kamen, gab es so viele tolle Initiativen im CVJM, getragen von Liebe und Kreativität, Mut und Engagement, Gottvertrauen und fleißigen Händen. An die besonderen Erfahrungen von damals können wir anknüpfen.
In 1. Mose 16 wird die Geschichte von Hagar erzählt. Sie flieht, wird gedemütigt und erniedrigt. Und gewinnt doch Hoffnung, nach und nach. Schließlich kann sie sagen: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Lasst uns diesen Gott sichtbar machen im CVJM, im YMCA und weit darüber hinaus.
In diesem Sinne wollen wir weiter Kräfte bündeln und andere Menschen stärken.
Der Gott des Friedens ist mit Euch.
Für den CVJM in Deutschland
Hansjörg Kopp Steffen Waldminghaus
Generalsekretär Präses
Den offenen Brief gibt es auch nochmal als PDF-Datei zum Weiterverschicken.